Dies sind die Stichworte eines Vortrags, den ich zum Buch von Paul Watzlawik „Wie wirklich ist die Wirklichkeit“ und Bezug zum Buddhismus gehalten habe.
Bildbearbeitungsprogramm im Gehirn
Für einen Impuls, der vom Auge zum Thalamus gelangt, kommen mindestens fünf von anderen Teilen des Gehirns an.
Danach werden die Informationen an die Großhirnrinde geleitet, so dass sie uns bewusst werden. Dieser Prozess dauert eine halbe Sekunde. Nur so können wir Bilder und Schrift erkennen und schnell Gefahren identifizieren.
Unsere Erfahrungen bestimmen unsere Wahrnehmung
Unsere Erfahrungen werden im Gehirn gespeichert. Von dort werden die Impulse gesendet, die unser Sehen bestimmen. Das bedeutet: Bevor wir etwas sehen, wird alles gefiltert, mit vorherigen Erfahrungen verglichen.
Selektive Wahrnehmung
Die Augen nehmen ca. 10 000 000 Bit/Sekunde auf. Im Bewusstsein kommen höchstens 40 bit/sek an. Mit anderen Worten: „Das habe ich übersehen.“ ist normal! Daraus folgt: Jeder Mensch sieht etwas anderes.
Kommunikation
Beim Empfänger kommt oft etwas anderes an, als der Sender senden wollte. Das heißt: Missverständnisse sind normal!
Gleichnis: Blinde erforschen einen Elefanten
Eine Gruppe von Blinden untersuchen einen Elefanten. Jeder untersucht einen anderen Körperteil, aber nur einen. Dann vergleichen sie ihre Erfahrungen. Sie stellen fest, dass jede individuelle Erfahrung zu ihrer eigenen, vollständig unterschiedlichen Schlussfolgerung führt. (Quelle: Wikipedia)
Schlussfolgerungen
Wir sehen nicht, was wir wahrnehmen, sondern was wir wahrzunehmen glauben. Fehlwahrnehmungen: optische Täuschungen. Starres Festhalten an einer Meinung, einer Weltanschauung.
Wir konstruieren und eine Ordnung
Versuchsteilnehmer sollen auf Fotos gesunde von kranken Zellen unterscheiden. B bekommt die Antwort ‚richtig‘, wenn A richtig liegt, auch wenn er selber falsch liegt. Erklärungen von A sind simpel. B erklärt A seine komplizierten Grundsätze seiner Erkenntnisse. A ist von Bs Erklärung beeindruckt.
Sich selbst bestätigende Annahme
Autobesitzer stellten fest: Windschutzscheibe zerkratzt. Sehr viele Autobesitzer bestätigen dies. Theorie: Fallout eines russischen Atomkraftwerks. Untersuchung zeigt keine Zunahme der Kratzer, sondern die Autobesitzer haben ihre Scheibe von außen, oben betrachtet.
Wahrheit ist Glaubenssache
28 Kundinnen bestimmter Boutiquen wurden angeblich betäubt, durch unterirdische Gänge in U-Booten entführt und in Übersee in ein Schicksal schlimmer als der Tod gezwungen. Polizei: keine einzige Frau vermisst. Gerücht verstärkt sich: Polizei ist in die Fälle verwickelt. Hintergrund: Die Boutiquen verkauften die ersten Miniröcke, politisch angespannte Lage. Daraus folgt: Nicht der Inhalt des Gerüchts war das Problem, sondern dass es bestand.
Die Macht der Gruppe
Eine Gruppe von Versuchsteilnehmern soll entscheiden, ob Linien gleich lang sind. Alle Versuchsteilnehmer außer A entscheiden sich ab der dritten Frage absichtlich einheitlich falsch. A wird immer verwirrter, entscheidet sich oft ebenfalls für die falsche Antwort.
Kommunikationsproblem liegt nicht in einer Person, sonder in der Beziehung
USA-Soldaten bändeln im 2. Weltkrieg mit britischen Mädchen an. Sowohl die Amerikaner als auch die Britinnen werfen den anderen vor, zu schnell zum Sex überzugehen. Erklärung: In den USA kommt der Kuss viel früher bei der Annäherung. Daraus folgt: Missverständnisse treten überall häufig auf, sind normal.
Wirklichkeit 1. und 2. Ordnung
Wirklichkeit 1. Ordnung: physische Eigenschaften von z. B. Gold. Wirklichkeit 2. Ordnung: der Wert, der die Börse dem Gold zuschreibt. Daraus folgt: In der 2. Ordnung gibt es kein richtig und falsch, so wie es nicht den richtigen Abstand zwischen zwei Menschen gibt.
Buddhismus und Konstruktivismus
Neurobiologischer Konstruktivismus: „Wir sind biologische Wesen, die im Leib verkörpert sind. Es wurde herausgefunden, dass wir mit jedem Gedanken und jeder Handlung unseren Körper und unsere körperlichen Prozesse selbst verändern.“
„Wenn ich ein bestimmtes Verhalten und ein bestimmtes Begehren habe – da sind wir gleich beim Buddhismus –, dann schafft das Begehren eine Bahnung in unseren neuronalen Strukturen.“
„Eine materielle Bahnung sedimentiert sich in den Synapsen, den Kontaktstellen zwischen den Nervenzellen. Es entsteht ein bestimmtes Erleben, wie etwa die Gier, die sich dann so weiter bahnt, dass ich immer gieriger werde.“
Wir konstruieren unsere Welt durch unser Handeln und Erkennen. Dies hat viel Ähnlichkeit mit dem Buddhismus.
Literatur
Tor Norretranders: Spüre die Welt. Die Wissenschaft des Bewusstseins. Rororo 2000l Leider vergriffen
Paul Watzlawick: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wahn, Täuschungen Verstehen. Piper 1976
https://www.ursachewirkung.com/leben/1405-wir-erschaffen-unsere-wirklichkeit
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